dreihundert Tonnen
Darüber wie der Körper sich in den eigenen Besitz hinein verlängert und wie im Gegenzug der eigene Besitz körperliche Eigenschaften annimmt. Der Betrachter betrat eine Duschkabine und hörte aus dem Duschkopf, der durch einen Lautsprecher ersetzt wurde, einen vorgelesenen Text.
Fliesen, Mosaiksteine, Duscharmatur, Vorhänge;
ca. 120 x 80 x 200 cm; Sprecherin: Ola Stankiewicz
three hundred tons
Dealing with the questio how ones body extends itself into the property one ownes. And vice versa how the property develops bodily characteristics. The visitor was able to enter the showercabin and listen to a text out of the showerhead, which was replaced by a speaker.
tiles, tessera, shower armature, curtains, speaker;
ca. 120 x 80 x 200 cm; voice: Ola Stankiewicz
Aus dem Duschkopf hört man folgenden Text:
Ein Mann erbt ein Haus in einer Kleinstadt, ein Zweifamilienhaus zwischen zwei anderen Zweifamilienhäusern. Er parkt sein Auto in der Einfahrt, der Schlüsselbund liegt schwer in seiner Hand.
Sein Haus schaut ihn an. Es wird älter werden als er. Es altert langsamer.
Er berührt seine Haare, fährt hindurch und fühlt den gebrannten Ton der Ziegel, die seinen Kopf bedecken. Einige Haare verfangen sich in seinen Fingern und schweben von dort zu Boden, wo sie klingend und kratzend in tausend glasierte Tonbrocken zerplatzen.
Mittags rasiert er den Rasen.
Er streicht mit der Zunge über seine Zähne, während er die Fliesen im Badezimmer mustert. Porenfeine Risse ziehen sich durch die Glasur und kleinste schwarze Löcher durchpusten den Mörtel wie Karies.
Er ertastet seine Zahnlücke und erinnert sich, wie sich dort eine rückseitig aufgeweichte Kachel löste, stürzte und auf dem Badezimmerboden zerschellte.
Seit zwanzig Jahren, denkt er, ist meine Haut dem Wetter ausgesetzt. Meine äußersten Zellen altern ab und Schmutz frisst sich in den grobkörnigen Mörtel und zeichnet Falten in meine Fassade. Bis der Regen kommt und alles in den Abfluss spült.
Er träumt, dass Kinder kommen und ihm versehentlich die Augen einschiessen, davon, dass seine Augen schmutzig werden und trüb. Und das die Dichtungen um die Pupillen herum rissig werden und Wasser eindringt. Nicht nur Wasser dringt ein, sondern auch Käfer und Tiere, klebrig und kolafarben, die sich in der Dämmwolle einnisten.
Er spürt die Wärme, die von Zimmer zu Zimmer durch seinen Körper läuft, flüssig quillt sie von Innenraum zu Innenraum und sein ganzes Skelett dehnt sich und zieht sich wieder zusammen.